Der Essay spürt der Geschichte eines der wirkmächtigsten Symbole der romantischen Liebe, dem Balkon aus Shakespeares ‚Romeo und Julia‘, über die Zeiten und Kulturen, Medien und Künste hinweg nach. Es ist dies eine Geschichte von Aufstieg und Fall: Der Balkon, in Shakespeares Text nicht einmal erwähnt, nahm erst auf den Bühnen des englischen Theaters des späten 17. Jahrhunderts Gestalt an, stieg in der Malerei, der Musik und dem Musiktheater des neunzehnten Jahrhunderts zum Kultgegenstand der Feier romantischer Liebe auf, und wurde dann im 20. Jahrhundert immer neu verfremdet, werbeästhetisch instrumentalisiert oder pointiert heruntergespielt oder ausgeblendet.