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Marcel Proust, auteur des Mémoires de Saint-Simon ?

Matei Chihaia


Seiten 179 - 193



Der vorliegende Aufsatz analysiert die poetologische Begründung der Nachahmung Saint-Simons bei Marcel Proust, und kontrastiert diese mit der Reflexion über Nachahmung, die Jorge Luis Borges in seiner Erzählung „Pierre Menard autor del Quijote“ (1939) entwirft. Ausgehend von Jean Millys Dokumentation und kritischer Edition der Pastiches wird dabei die Spannung zwischen den erfundenen Dialogen mit Autoren – oder sogar zwischen diesen – und dem realen Austausch Prousts mit ausgewählten zeitgenössischen Lesern, die er an der Entstehung beteiligt, rekonstruiert: als ein komplexer und in vielfacher Weise ‚mondäner‘ Prozess, der über das Paradigma der Imitatio hinausgeht. Das Pastiche der klassischen Memorialistik dient dabei dazu, die Grenze zwischen fiktionaler und nicht-fiktionaler Kommunikation zu problematisieren und ein modernes Verständnis von der Fiktion einzuüben, das auch in Le Temps retrouvé durch den auffälligen Bezug auf Saint-Simon in Erinnerung gerufen wird. Die gemeinsame Suche nach einem neuen Paradigma der Fiktion – nach der Imitatio – und dessen Begründung in einer neuen Autorrolle verbindet Borges und Proust.

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