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Joyce’s Bovarysm. Paradigmatic disenchantment into syntagmatic progression

Andreas Mahler


Seiten 249 - 295



In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzieht sich im europäischen Erzählen eine kaum merkliche, aber umso nachhaltigere Abkehr von der Mimesis; das Projekt einer im Zeichen von ‚Realismus‘ und Gesellschaftskritik stehenden, zeitgenössisch-ernsthaften Weltdarstellung als dem Resultat einer (narrativen) Realisierung weicht einem Projekt im Prinzip unbeendbarer sprach- und stilbewusster, den Wert solcher Realisierungen insistent befragender performativer Textherstellung. Man hat dies theoretisch zu fassen gesucht unter dem Stichwort eines ‚Erzählens im Paradigma‘. Der Beitrag verfolgt zunächst anhand der Beobachtung einer systematisch betriebenen Annullierung des Sujets (zur Herstellung eines ‚Buchs über nichts‘) wie der gleichzeitigen Auslöschung einer realisierenden Erzählinstanz (zur Schaffung einer Illusion scheinbarer ‚Unvermitteltheit‘) Flauberts Entwicklung vom Erzählen sinnhafter Geschichten zum kontingenzexponierenden endlosen Schreiben: von der narrativinhaltlichen Suggestion syntagmatisch bestimmten ‚Sinns‘ zur textuell-ästhetischen Produktion paradigmatisch organisierter Prosa. Er zeigt sodann, in welchem Ausmaß James Joyce, auf dem weiten Weg von Dubliners bis Finnegans Wake, Flauberts Spuren folgt und dabei zugleich durchweg bemüht scheint, seine eingestandene Verpflichtetheit so weit wie möglich umsichtig zu tilgen.

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